4. Juni 2013


Logitech TV Cam

Logitech TV Cam

Small Budget Videokonferenz am TV

Diese Logitech-Kamera ist nicht nur eine Kamera, sondern ein eigener kleiner Computer mit Netzwerkanschluss. Gemessen an dem, was alles eingebaut ist, erscheint der relativ hohe Preis angebracht.

Skype und Logitech haben sich genau überlegt, was sinnvoll ist und wie das realisiert werden kann. Das Ergebnis ist ein rundum ergonomisches Produkt. Auspacken, Anschließen, Passwort eingeben - fertig. Aber der Reihe nach.

Das Gerät ist vorbildlich verpackt, fast schon übertrieben. In der Schachtel noch 'ne Schachtel :-) Das Handbuch in Scheckkartengröße zeigt mit ein paar wenigen Pictogrammen das Wichtigste. Braucht man aber eigentlich nicht. Alles ist im Wesentlichen selbsterklärend.

Vom Gehäuse und von der Verarbeitung macht die Kamera einen hochwertigen Eindruck. Zeiss Optik, weitwinklig, Digitalzoom mit Schwenk- und Kippfunktion (für den Bildausschnitt). Das wird über die mitgelieferte IR-Fernbedienung gesteuert. Die Fernbedienung hat nur 5 Tasten und eine Kreuzwippe, damit wird alles erledigt.

Nach dem Anschluss des Netzteils und des HDMI-Kabels wir die Netzwerkverbindung ausgewählt. Wer ein Ethernet-Port in der Nähe hat, kann auch ein Kabel anschließen. Bei mir sind es bis zum Router nur ein paar Meter, aber eine Deckenwand ist dazwischen. WLAN geht aber einwandfrei. Die Kamera fragt die notwendigen Daten wie WLAN-Key, den Skype-User und das Passwort ab. Dazu wird eine Bildschirmtastatur eingeblendet, die mit den Cursor-Tasten der Fernbedienung bedient wird. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Braucht man in der Regel aber nur ein mal.

Nach dem erfolgreichen Einloggen will die Kamera sofort neue Software downloaden. Wenn sie soweit kommt. Die Software des Auslieferungszustandes hat nämlich noch einen Fehler. Wenn sich im Drahtlosnetz ein weiterer Rechner befindet, was bei mir der Fall war, dann stellt der Router plötzlich zwei Teilnehmer mit der gleichen IP-Adresse fest und schaltet daraufhin mal sicherheitshalber die DSL-Verbindung ab. Das merkt man natürlich gleich, weil sofort einer mit großem Geschrei angestürzt kommt, dass das Internet nicht mehr geht :-) Also, mal kurz alle anderen Rechner abschalten, den Router neu starten und dann die Logitech-Kamera einrichten. Nach dem Firmware-Update funktioniert alles einwandfrei.

Ich war überrascht, wie gut die Tonübertragung klappt. Das ist ja nicht gerade ein einfaches Problem der Signalverarbeitung, die Gesprächsrichtungen sauber zu trennen um Rückkopplungen zu vermeiden. Direkt drunter dröhnen die Lautsprecher des Fernsehers. Um deren Anteil wieder gescheit rausrechnen zu können, hat man 4 Mikrofone verbaut. Und das funktioniert prima. Kein Echo, Pfeifen sowieso nicht.

Die Bildqualität ist stark abhängig von der zu Verfügung stehenden Upload-Rate. Erst ab etwa 1 Mbit/s schaltet Skype auf die 16:9 Darstellung um. Bei schlechteren Verbindungen wird alles unschärfer oder friert öfter ein.

Die Skype-Kamera für den Fernseher ersetzt nicht den vom Computer bekannten Service. Man hat versucht, eine sinnvolle Untermenge abzubilden, was sehr gelungen ist. Aber Text-Chat oder File-Transfer geht natürlich nicht. Auch zur Kontakt- und Favoriten-Verwaltung, Profil- Bearbeitung u.a. sollte man sich weiter der PC-Lösung anvertrauen.

Im Übrigen funktioniert ein ankommender Anruf auch bei ausgeschaltetem Fernseher. Man hat hier zwei Konfigurationsmöglichkeiten:

  1. Mit Drücken der ok-Taste auf der Fernbedienung geht ein Einschaltbefehl über's HDMI-Kabel runter zum Fernseher. Das ist sehr komfortabel, man braucht wirklich nur "ok" zu drücken und kann sofort los reden. (Bild kommt dann später, wenn der Fernseher gebootet hat und sich die HDMI-Knoten geeinigt haben.) Das gleiche bei laufendem Fernsehprogramm. Hier ertönt der Anklopfton anstelle der typischen Skype-Klingel. Ok-Taste und der Eingansport vom Fernseher wird umgeschaltet.
  2. Automatische Rufannahme. Das ist ganz was Feines zur heimlichen Überwachung des heimischen Wohnzimmers (oder jedes x-beliebigen Zimmers in Reichweite des WLANs). Wenn die Eltern außer Haus sind und wissen wollen, was die Brut zu Hause so treibt. Kein Klingeln, keine automatische Eingangsumschaltung, nichts. Nur die unauffällige weiße Kontrollleuchte geht an. Der Anrufer hat sofort Einblick ins Wohnzimmer und hört auch, wird aber selbst nicht gehört (weil der Fernseher noch das aktuelle Programm zeigt oder ausgeschaltet ist).
Jetzt würde ich gerne noch was Negatives berichten, aber es gibt nix. Das Einzige, was mir als ergonomischer Mangel aufgefallen ist, ein Kleinigkeit: Aus manchen Menüpunkten kommt man mit der Cursor-Taste "links", aus anderen mit der Wippe "links" wieder raus. Manchmal geht beides. Das hätte man vereinheitlichen können.