22. Mai 2011


Fujifilm Finepix X100

Digitalkamera im Retro-Look

  • Pro: Bildqualität, Design, Handling, Hybrid-Sucher
  • Kontra: proprietäre USB-Anschluss-Buchse (Spezialkabel)

Demo-Fotos auf http://www.kenrockwell.com/fuji/x100/sample-images.htm.

Fujifilm ist hier wohl etwas über's Ziel hinausgeschossen. Die gute Nachricht - man muss ja nicht alles nutzen, was geht, aber man könnte. Ganz schlüssig erscheint mir das Konzept dennoch nicht. Denn für eine leicht weitwinklige Festobjektiv-Alltagskamera hat die X100 zu viele Bedienmöglichkeiten. Die Profis aber, die immer ihr Stativ und das Atelier mit sich schleppen, bevorzugen eh eine Spiegelreflexkamera. Auch von der Größe her liegt die X100 irgendwo in der Mitte.

Als erstes habe ich die Firmware auf den neuesten Stand gebracht (Mai 2012: 01.30) Das ging problemlos. Software auf eine SD-Karte kopieren, SD-Karte in die Kamera, Einschalten bei gedrückter Back-Taste und ein paar mal OK drücken.

Die Bildqualität hält alles, was man so liest und hört. Mein erstes Foto war gleich eine Herausforderung, eine chromglänzende Harley in der Sonne. Sowas kann schwierig sein, ging aber einwandfrei. Alle Default-Werte bei den Einstellungen und die Zielgrößen der Automatiken liefern schon das optimale Ergebnis. Man kann das meistens nur bei Extremfällen durch manuelle Eingriffe verbessern. Allerdings habe ich zusätzlich die ISO-Automatik eingeschaltet. Dabei wird zur vorgegebenen Blende die Belichtungszeit ermittelt und, falls diese zu lang würde, was konfigurierbar ist, die ISO-Empfindlichkeit erhöht. Lieber ein verauschtes Bild als ein verwackeltes.

Die Bedienung lehnt sich glücklicherweise an schon Bekanntes aus der Pocket-Klasse an. Da kommt man schnell rein. Die Menüs sind übersichtlich und erscheinen logisch sortiert. Etwas unglücklich ist die Fertigmeldung vom Autofokus. Die Leuchtdiode hätte man sich in der Nähe des Suchers gewünscht, damit man sie im Augenwinkel beim Fotografieren noch wahr nimmt. Sie ist aber an der einzigen Stelle an der man die Kamera überhaupt anfassen kann, so dass man immer den Daumen drauf hat. Der Lautsprecher für den Beep ist am Bodenblech mit dem Ergebnis, dass man ihn kaum noch hört, wenn die Kamera in der Ledertsche steckt. Die Ledertasche darf man auch jedesmal wieder abbasteln, wenn Fotos in den PC übertragen werden sollen. Sonst kommt man weder an die Speicherkarte noch an die USB-Buchse ran.

Der Sucher ist der Hammer. Man schaut durch den optischen Sucher, wählt sein Motiv aus und Klick auf den Auslöser. Danach friert das eben aufgenommene Bild im optischen Sucher für 1,5 Sekunden ein - geil! Der als Selbstauslöserknopf getarnte Hebel an der Frontseite schaltet zwischen elektrischem und optischem Sucherbild wahlweise hin und her.

Das Foto wird nicht "schöner" als die Realität (so macht's mein Handy). Man kann aber experimentieren. Fuji nennt das "Filmsimulation", z.B. verstärkte Farbsättigung oder Schwarz-Weiss-Film mit verschiedenen Filtern. Auch Schärfe, Rauschminderung, Weißabgleich, Dynamik u.a. kann verändert werden.

Bei den Kontras würde ich mich den Punkten anschliessen, die in anderen Tests bereits erwähnt wurden, z.B.:

  • die Menü/Ok-Taste braucht bisweilen den Fingernagel
  • der innengepolsterte Objektivdeckel ist zwar schön anzuschauen aber sonst ...
  • Verschieben und Locken des aktuellen Fokuspunktes wird nicht wirklich genutzt
    (edit: Doch, das brauchte ich kürzlich bei Makro-Aufnahmen.)
Desweiteren hat Fujifilm wieder anstelle eines Standardsteckers diesen proprietären fipslichen USB-Anschluss verbaut. Dabei ändert sich jetzt auch noch die Bedienphilosophie beim Download der Fotos/Videos in den Computer. Die Files werden jetzt mit einem "Mobile Device" synchronisiert. Im Gegensatz dazu, wenn die Speicherkarte entnommen und von einem CardReader gelesen wird, dann sieht man ein gemountetes Laufwerk, auf das beliebig hin- und herkopiert werden kann. Active Sync ist Geschmackssache, kann aber im Normalfall auch einfacher sein.

Bleibt zu hoffen, dass Fujifilm die technologischen Probleme vergangener Zeiten in den Griff bekommen hat. Damals, vor ca. 10 Jahren, waren es die innovativen F40 und F700 mit wabenförmiger Pixelanordnung. Beste Bildqualität! Leider hielt die Freude nicht lange an. Nach 2 .. 3 Jahren war dann irgendwas innen futschi. Warum wollte ich das eigentlich jetzt schon wieder vergessen haben?