Fujifilm Finepix X100
Digitalkamera im Retro-Look
- Pro: Bildqualität, Design, Handling, Hybrid-Sucher
- Kontra: proprietäre USB-Anschluss-Buchse (Spezialkabel)
Demo-Fotos auf
http://www.kenrockwell.com/fuji/x100/sample-images.htm.
Fujifilm ist hier wohl etwas über's Ziel hinausgeschossen. Die gute Nachricht -
man muss ja nicht alles nutzen, was geht, aber man könnte. Ganz schlüssig
erscheint mir das Konzept dennoch nicht. Denn für eine leicht weitwinklige
Festobjektiv-Alltagskamera hat die X100 zu viele Bedienmöglichkeiten. Die Profis
aber, die immer ihr Stativ und das Atelier mit sich schleppen, bevorzugen eh
eine Spiegelreflexkamera. Auch von der Größe her liegt die X100 irgendwo
in der Mitte.
Als erstes habe ich die Firmware auf den neuesten Stand gebracht (Mai 2012:
01.30) Das ging problemlos. Software auf eine SD-Karte kopieren, SD-Karte in die
Kamera, Einschalten bei gedrückter Back-Taste und ein paar mal OK drücken.
Die Bildqualität hält alles, was man so liest und hört. Mein erstes Foto war
gleich eine Herausforderung, eine chromglänzende Harley in der Sonne. Sowas kann
schwierig sein, ging aber einwandfrei. Alle Default-Werte bei den Einstellungen und
die Zielgrößen der Automatiken liefern schon das optimale Ergebnis. Man kann das
meistens nur bei Extremfällen durch manuelle Eingriffe verbessern. Allerdings
habe ich zusätzlich die ISO-Automatik eingeschaltet. Dabei wird zur vorgegebenen
Blende die Belichtungszeit ermittelt und, falls diese zu lang würde, was
konfigurierbar ist, die ISO-Empfindlichkeit erhöht. Lieber ein verauschtes Bild
als ein verwackeltes.
Die Bedienung lehnt sich glücklicherweise an schon Bekanntes aus der
Pocket-Klasse an. Da kommt man schnell rein. Die Menüs sind übersichtlich und
erscheinen logisch sortiert. Etwas unglücklich ist die Fertigmeldung vom Autofokus.
Die Leuchtdiode hätte man sich in der Nähe des Suchers gewünscht, damit man sie
im Augenwinkel beim Fotografieren noch wahr nimmt. Sie ist aber an der einzigen
Stelle an der man die Kamera überhaupt anfassen kann, so dass man immer den
Daumen drauf hat. Der Lautsprecher für den Beep ist am Bodenblech mit dem
Ergebnis, dass man ihn kaum noch hört, wenn die Kamera in der Ledertsche steckt.
Die Ledertasche darf man auch jedesmal wieder abbasteln, wenn Fotos in den PC
übertragen werden sollen. Sonst kommt man weder an die Speicherkarte noch an
die USB-Buchse ran.
Der Sucher ist der Hammer. Man schaut durch den optischen Sucher, wählt sein
Motiv aus und Klick auf den Auslöser. Danach friert das eben aufgenommene Bild
im optischen Sucher für 1,5 Sekunden ein - geil! Der als Selbstauslöserknopf
getarnte Hebel an der Frontseite schaltet zwischen elektrischem und optischem
Sucherbild wahlweise hin und her.
Das Foto wird nicht "schöner" als die Realität (so macht's mein Handy). Man kann
aber experimentieren. Fuji nennt das "Filmsimulation", z.B. verstärkte
Farbsättigung oder Schwarz-Weiss-Film mit verschiedenen Filtern. Auch Schärfe,
Rauschminderung, Weißabgleich, Dynamik u.a. kann verändert werden.
Bei den Kontras würde ich mich den Punkten anschliessen, die in anderen Tests
bereits erwähnt wurden, z.B.:
- die Menü/Ok-Taste braucht bisweilen den Fingernagel
- der innengepolsterte Objektivdeckel ist zwar schön anzuschauen aber sonst ...
- Verschieben und Locken des aktuellen Fokuspunktes wird nicht wirklich genutzt
(edit: Doch, das brauchte ich kürzlich bei Makro-Aufnahmen.)
Desweiteren hat Fujifilm wieder anstelle eines Standardsteckers diesen
proprietären fipslichen USB-Anschluss verbaut. Dabei ändert sich jetzt auch
noch die Bedienphilosophie beim Download der Fotos/Videos in den Computer. Die
Files werden jetzt mit einem "Mobile Device" synchronisiert. Im Gegensatz dazu,
wenn die Speicherkarte entnommen und von einem CardReader gelesen wird, dann
sieht man ein gemountetes Laufwerk, auf das beliebig hin- und herkopiert werden
kann. Active Sync ist Geschmackssache, kann aber im Normalfall auch einfacher
sein.
Bleibt zu hoffen, dass Fujifilm die technologischen Probleme vergangener Zeiten
in den Griff bekommen hat. Damals, vor ca. 10 Jahren, waren es die innovativen
F40 und F700 mit wabenförmiger Pixelanordnung. Beste Bildqualität! Leider hielt
die Freude nicht lange an. Nach 2 .. 3 Jahren war dann irgendwas innen
futschi. Warum wollte ich das eigentlich jetzt schon wieder vergessen haben?
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